Interview-Studie zur religiösen Erfahrung von Pilgern
Aktuelle subjekttheoretische Religionsbegriffe fokussieren auf den Prozess religiöser Erfahrung. Diesen Prozess der Diffusion des Religiösen in vielfältige Kulturbereiche hinein empirisch zu erfassen, ist – insbesondere in der Theologie – bisher erst ansatzweise erfolgt. Pilgern ist ein relevantes Forschungsfeld, weil hier wichtige Aspekte des religionskulturellen Wandels wie Spiritualität und Leiblichkeit sichtbar werden. Zudem zeigt sich hier, wie religiöse Erfahrung an der Schwelle von impliziter und expliziter Religiosität geschieht.
Als Forschungsertrag wird erwartet, gegenwartstypische Verschiebungen hin zu liminoiden individuellen und experimentellen Ritualisierungen exemplarisch nachzeichnen und ihre Einbindung in kulturelle Symbolkommunikation verständlich machen zu können. Nur scheinbar gegensätzliche Tendenzen subjektbasierter Spiritualität und resakralisierender Vergegenständlichung religiöser Erfahrung werden in ihrem inneren Zusammenhang erfasst.
Die Studie arbeitet auf Basis der Grounded Theory mit episodischen Interviews von Pilgern auf dem spanischen Jakobsweg. Damit soll die weitgehend texthermeneutisch orientierte theologische Religionshermeneutik um Methoden für komplexe und stark leiblich geprägte Felder erweitert werden. Die Studie möchte ein gegenwärtig sehr präsentes Feld religiöser Erfahrung erschließen, das theologisch bisher nicht qualifiziert untersucht wurde.